Ich bin das Männchen Cormeilles’.
Ich schlage Ihnen vor, mit mir unsere Stadt durch die Jahrhunderte zu besichtigen.
Alles fing während der Römerzeit an.
Heute ist Cormeilles eine kleine Stadt des Pays d’Auge, die etwa 1200 Einwohner zählt.
Wir sind im Tal der Calonne, der Fluss der durch das Dorf fließt.
Die Calonne ist 35 Km lang. Ihre Quelle befindet sich in Fontaine la Louvet bei Thiberville im Département Eure. Sie ist der einzige Fluss des Département, der nicht in die Seine mündet sondern in die Touques in Pont-l’Evêque.
Hier gibt es eine alte Gerberei. Gerade daneben steht ein Gebäude in dem man Flachs (Leinen) trocknete. Das Gebäude soll aus dem 15. Jh stammen. Diese schrägen Bretter ermöglichten das Trocknen: Luft kam rein aber Wind und Westregen nicht.
Dieser Trockenboden diente auch für Leder und für Leintücher. Jahrelang war Cormeilles sehr berühmt für seine Flachsfelder.
Ein schöner Hof mit Fachwerk. Auf diesem Parkplatz stand ehemals eine Butterhalle. Sie wurde 2003 abgerissen. Jede Woche gab es hier einen Buttermarkt, den 2. berühmtesten Frankreichs. Die Butter von Cormeilles war besonders fein, besonders guter Qualität und stand deswegen auf dem Menü des Passagierdampfers « le Normandie », der von Frankreich nach Amerika fuhr. Damit die Butter gut frisch blieb, wurde sie in große Weidenkörbe aufgestapelt, mit trockenem Laub bedeckt und dann in weiße Leintücher eingewickelt.
Hier befindet sich eine alte Postkutschenstation.
Die Reiter hielten hier mit ihren Pferden , um zu essen, trinken und schlafen.
Ich kann Ihnen nur raten die Straße gut zu betrachten und die erste Etage anzuschauen. Hier kann man verschiedene Skulpturen sehen.
Und jetzt gehen wir zum Theater. Es wurde 1877 erbaut.
Jetzt stehen wir an der Kreuzung von Cormeilles. Im 16. Jh haben die Bewohner einen Kopf hier an der Ecke von der Rue de l’Abbaye und der Rue Paul Mare angebracht.
Wer ist denn das? Das bin ich! Das Männchen Cormeilles’, le bonhomme Cormeilles.
Und nun gehen wir zur Kirche.
Um die Kirche des Heiligen Kreuzes (Sainte-Croix) zu erreichen, nehmen wir diese Granittreppe. Bis zum Jahr 1951 war diese Treppe die einzige Möglichkeit diese Kirche zu betreten.
In der Kirche des Heiligenkreuzes kehren wir in das 11. Jh zurück. Am Anfang war es eine ganz kleine Kapelle, eigentlich ihr Kirchturm. Der Eingang befand sich im viereckigen Turm. Diese Kirche ist einzigartig in der Normandie und wir sind sehr stolz darauf.
Das Besondere an dieser Kirche liegt an ihrer schrägen Lage. Es gibt hier eine Bodenschwelle von 9%. Das Hauptschiff steigt langsam bis zum Querschiff, so dass die Orgel sich in der selben Höhe wie der Hauptaltar befindet. Wahnsinnig, oder ?
Wenn wir nach oben schauen, können wir die Arbeit der Zimmerer bewundern. Das Werk wurde 1877 erneuert, es sieht wie ein umgedrehter Schiffsrumpf aus genauso wie in der Kirche Sainte Catherine in Honfleur. Merken Sie sich hier ein einziges Seitenschiff mit mächtigen Säulen. Dazwischen können Sie Spuren erblicken. Da es 1800 in Cormeilles ein Gefängnis gab, durften die Gefangenen am Gottesdienst teilnehmen, jedoch mussten sie von den « besseren » Leuten getrennt bleiben, deswegen gab es hier Gitter.
Der sechskantige Turm wurde lediglich im 15. Jh angebaut. Von hier aus kann man die Glocken erreichen. Der Glockenturm kam erst 1934-1935 zutage, als er 4 Meter hochgebaut wurde.
Vom Hof des Pfarrhauses aus kann man den schönen Nordgiebel der Kirche bewundern, ein schönes Fachwerk. Das Pfarrhaus wurde 1792 erbaut.
Und jetzt schauen Sie sich mal dieses Haus an, es ist das älteste Haus von Cormeilles. Es stammt aus dem 16. Jh und war eine Postkutschenhaltestelle.
Gehen wir mal auf die andere Seite, um diese Balken besser zu beobachten : es sind Wölfe, die die Balken schlucken.
Warum sind denn manche Schaufenster breiter als die anderen? Hier arbeiteten die Frauen. Sie webten das Leinen zu Hause und dazu brauchten sie unbedingt viel Licht . Zu dieser Zeit gab es nämlich noch keinen Strom.
Diese Fassaden sind mit Schiefer bedeckt, sowie in Goslar und in Honfleur um den alten Hafen herum. Es ging darum den Strohlehm zu verdecken und zu schützen.
Im 19. Jh war Fachwerkbau nicht mehr modern und die ersten Ziegelsteinhäuser wurden gebaut. Hier rechts gibt es ein schönes Beispiel.
Vor dem 2. Weltkrieg hieß dieser Platz ganz einfach der Marktplatz. Hier fand der traditionelle Wochenmarkt statt. Da wurden lauter Sachen und Produkte verkauft, man traf viele Leute und ging auch ins Wirtshaus. 1900 gab es in Cormeilles nicht weniger als 30 Wirtshäuser. Die Männer trafen sich auf dem Markt, handelten miteinander und das Geschäft wurde dann im Gasthaus vor einem Kaffee-Calvados abgeschlossen.
In der Hauptstraße sind die Fassaden sehr verschieden. Als der Fachwerkbau nicht mehr gefiel, wurde er mit Gibs oder Zement bedeckt.
Aber ein Bürgermeister von Cormeilles fand das Fachwerk so typisch für diese Gegend, deshalb verteilte er Prämien aus, wenn Bürger die Balken frei machten. Diese Prämie betrug damals einen Wert von10 Francs pro Quadratmeter.
Das Gebäude mit den 2 Säulen, dem Balkon und dem großen Eingang ist das Rathaus.
Diese Straße ist die Abteistraße. 1055 wurde die Abtei Notre Dame von William Fitz Osberne einem Jugendfreund von Wilhelm des Eroberers hier erbaut. Sie sind die Hauptfiguren der Normandie. Diese Abtei befand sich auf dem Petersberg. Sie war riesengroß : 53M lang, 25M breit und 15M hoch mit 3 kolossalen Toren und einem zentralen Glockenturm. 700 Jahre lang war sie sehr reich, aber dann nach dem Angriff der Engländer während des 100 jährigen Kriegs stürtzte sie unter. Später wurde sie vom Blitz zerstört und wiederaufgebaut. 10 Jahre vor der französischen Revolution zwar 1779 wurde diese Abtei endgültig von Monseigneur de Belloin Bischof von Marseille geschlossen und zwar wegen dem unreligiösen Benehmen der Mönche.
Heute, ist Cormeilles weltbekannt für seinen Calvados.
Man kann die Brennerei besichtigen und verschiedene Produkte kennen lernen und proben.